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2024

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Bautzen/Budyšin (SN/bn). „Jeder Saal hat seine eigene Aura, und dieser hier ist ungemein inspirierend, meine Seele ist

hier zu Hause.“ Mit diesen Worten begründete die Violinistin Franziska Pietsch, warum sie das von ihr initiierte

und in Kooperation mit dem Verein Klassikkunst organisierte Festival „Winterklassik“ im Bautzener Sorbischen Museum

veranstaltet. Am vergangenen Wochenende fand es erstmals statt, stehende Ovationen der insgesamt etwa 160

Besucher zeugen von einem gelungenen Einstand.

Unter der Überschrift „Brückenzauber zwischen Poesie und Musik“ wurde das Festival am Freitag eröffnet. Maki Hayashida

und Josu de Solaun stimmten das Publikum mit einer atemberaubenden Interpretation von Franz Schuberts „Fantasie

für Klavier in f-Moll zu vier Händen“ auf ein höchst anspruchsvolles, virtuos dargebotenes Programm ein.

Pietsch und de Solaun meisterten anschließend Leoš Janáčeks „Sonate für Violine und Klavier“ mit Bravour. Gemeinsam

mit Atilla Aldemir (Viola) und Hila Karni (Cello) führte Pietsch hernach die „Trilogie für Streichtrio“ zum allerersten

Mal auf. Jan Cyž hatte diese Komposition anlässlich des Festivals auf drei Gedichte der „legendären wendischen

Lyrikerin“ Mina Witkojc erschaffen. Die Poetin Lenka rezitierte die entsprechenden Verse parallel, wobei sie die originalen

Zeilen und Passagen aus der Nachdichtung von Elke Nagel abwechselnd vortrug. Wohl tontechnisch bedingt hatten

jedoch mehrere Besucher Schwierigkeiten, den Texten zu folgen. Zwischen den musikalischen Beiträgen präsentierte

Lenka eigene Gedichte auf Ober- sowie Niedersorbisch und Deutsch. Die abschließende Aufführung von Antonín

Dvořáks „Klavierquartett Nr. 2 Es-Dur op. 81“ rührte nicht wenige Gäste zu Tränen. Die „Spurensuche zwischen Sehnsucht

und Wirklichkeit“ entpuppte sich am Sonnabend als Parforceritt durch die Emotionen. Gefühlvoll transportierten

die Musiker sowohl den Schmerz als auch die Hoffnung in Mieczysław Weinbergs „Streichtrio op. 48“, mit dem „Klavierquartett

fis-Moll“ von Ernst von Dohnanyi gelang es ihnen, ähnliche Reaktionen hervorzurufen wie tags zuvor bei Dvořák. 

Pietsch und Lenka traten als Moderatorinnen in Erscheinung, dem Publikum biografische Details und ästhetische Charakteristika der Komponisten erörternd.

Die Sonntagsmatinee „Kulturenbegegnung in der Musik – Eine musikalische Reise in die Länder der Künstler“ bildete den krönenden Abschluss des Festivals. Abermals hoch virtuos stellten die Instrumentalisten Werke von Paul Ben-Haim (Israel), Necil Kazum Akses (Türkei), Toshianao Sato (Japan) und Manuel de Falla (Spanien) vor. Mit dem „Klavierquartett c-Moll op. 60“ von Johannes Brahms gelang den Musikern ein mitreißendes Finale.

Franziska Pietsch bedankte sich nach dem Konzert bei ihren Mitstreitern, den Zuhörern und den Museumsmitarbeitern 

für „drei unglaublich intensive Tage“ und kündigte für das letzte Januarwochenende nächsten Jahres die Fortsetzung

der „Winterklassik“ an.

Lenka, Franziska Pietsch und Jan Cyž

(von links) Foto: Maćij Bulank

S R J E D U , 1 4 . F E B R U A R A  2024

Šěsć solistow ze šěsć krajow wuhotowa w Budyšinje wohniwy festiwal

Ein wahrlich ungewöhnliches künstlerisches Temperament strahlten diese kammermusikalischen Solisten aus: Violinistin Franziska Pietsch, im Jahr 1969 in Halle an der Saale geboren, in Ostberlin ausgebildete und als besonders talentierte und geförderte Musikerin, verließ sie ihre DDR-Heimat und setzte ihre frühe Karriere in Westdeutschland fort; die aus Tel Aviv stammende Cellistin Hila Karni, die japanische Pianistin Maki Hayashida, der in ihrer spanischen Heimat hochverehrte und  international agierende Pianist Josu de Solaun sowie der anfangs in Istanbul und dann in Deutschland ausgebildete  Bratschist Atilla Aldemir. Vom 26. bis zum 28. Januar gestaltete dieses begeisternde Sextett im Saal des Sorbischen Museums in Bautzen das Festival „Winterklassik“, auf dem es mit seiner Intensität des Musizierens die gespannte Zuhörerschaft nicht nur begeisterte, sondern sogar verzauberte.
Die Initiatorin Franziska Pietsch hatte Bautzen und das Sorbische Museum schon letztes Jahr als Stadt mit besonderer Heimatatmosphäre für sich entdeckt, sodass sie hier mit ihrem Team in diesem Jahr das Festival einschließlich der Uraufführung von Jan Cyžs Melodram auf Gedichte von Mina Witkojc veranstaltete. Diese sowie eigene Verse rezitierte die Dichterin Lenka (Christiana Piniekowa), auch Franziska Pietsch präsentierte Lyrik aus eigener Feder.


Uraufführung des Melodramas von Jan Cyž


Im Mittelpunkt des ersten Konzertes stand also das Melodram „Trilogie für Streichertrio“ von Jan Cyž – eine im ausdrücklich klassisch-modernen Stil geschriebene Komposition für Violine, Viola und Violoncello auf die Gedichte „Blumen“, „Abend in den Feldern“ und „Nachtereignis“ der bedeutenden Niedersorbin Mina Witkojc, ins Deutsche übersetzt von Elke Nagel. Das zweisprachige Rezitieren im voll besetzten Saal des Sorbischen Museums hatte einen ganz eigenen Reiz. Schade nur, dass die zart interpretierte Poetik wegen der unausgewogenen Technik die Zuhörerschaft nicht klar verständlich erreichte. Trotzdem entstand der Eindruck einer präzisen Komposition, die von den Musikern – wie erwartet – perfekten vorgestellt wurde.
„Brückenzauber zwischen Poesie und Musik“, wie Franziska Pietsch disen musikalischen Abend mit Lyrik tituliert hatte, wurde mit der „Fantasie für Klavier in f-Moll“ zu vier Händen des Wiener Romantikers Franz Schubert eröffnet. Dann aber erklang mit Leoš Janáčeks „Sonate für Violine und Klavier“ eine feurige und schon auf die klassische Moderne ausgerichtete slawische Musik. Das  „Klavierquartett Nr. 2 Es-Dur op. 878“ von Antonín Dvořák bildete den Abschluss eines phänomenalen Abends, in dem Cyžs Neuheit zwischen den Werken dieser beiden berühmten Tschechen dramaturgisch sehr geschickt positioniert war.


Musikalisch-literarische Heimat

 

„Heimat – Spurensuche zwischen Sehnsucht und Wirklichkeit“ lautete die Überschrift des zweiten Abends mit exklusiver Musik und ausgewählten Gedichten von Lenka. Mit dem „Klaviertrio f-moll op. 65“ von Antonín Dvořák erschien wieder ein Werk des tschechischen Künstlers im Programm. Mit dem „Streichentrio, opus 48“ von Mieczysław Weinberger war aber auch die neuere polnische musikalische Schöpferschaft würdig vertreten. Letztendlich sorgten die internationalen Interpreten mit dem „Klavierquartett in fis-moll“ des eher unbekannten ungarischen Komponisten Ernst von Dohnanyi für eine weitere Überraschung des virtuosen Abends, welchen viele als den Höhepunkt des Festivals bezeichneten.


Beförderung freudiger Stimmung


Doch auch die Sonntagsmatinee lässt sich als Höhepunkt der Trilogie betrachten. Konzipiert war dieses Konzert als Tournee in die Heimatländer der hier agierenden Künstlerinnen und Künstler. Die Namen der Komponisten der hier vorgetragenen Werke waren weitgehend unbekannt. Aus Israel erklang mit dem „Streichentrio“ von Paul Ben-Haim (Paul Knappensbusch) ein sensibles Werk im Stil der französischen Impressionisten. Interessant ist, dass der in München geborene und vor allem in Augsburg wirkende Musiker nach seiner Emigration nach Tel Aviv im Jahre 1933 mit seinem Namen ebenfalls seinen kompositorischen Stil änderte. Mit dem „Capriccio für Viola solo“ stellte Atilla Aldemir das temperamentvolle Werk seines türkischen zeitgenössischen Landsmanns Necil Kasum Akses vor und erntete ebenfalls stürmischen Applaus. Mit dem „Divertimento für Klavier zu vier Händen“ von Toshiana Satow aber bot sich ein Einblick in die moderne klassische Musik in Japan und mit der „Suite Populaire Espagnole“ des ebenfalls modernen spanischen Komponisten Manuel de Falla führte die Musiktournee wieder zurück nach Europa die anschließend mit dem beliebten lyrischen „Klavierquartett c-Moll op. 60“ von Johannes Brahms endete. Nächstes Jahr will die Initiatorin das Festival, abermals  rund um die Vogelhochzeit, fortsetzen. ■ Chrysta Meškankowa

 

Bildunterschriften (im Uhrzeigersinn):
Maki Hayashida und Josu de Solaun (von links)
Franziska Pietsch, Maki Hayashida, Atilla Aldemir und Hila Karni (von links) beim gemeinsamen Musizieren. Fotos: Matthias Bulank
Jana Cyžs (in der Mitte) Melodrama „Trilogie für Streichentrio“ erlebte im Rahmen der „Winterklassik“ seine Uraufführung.


Die Initiatorin und Festivalleiterin Franziska Pietsch (links) und die als Lenka bekannte Schriftstellerin und Dichterin Christiana Piniekowa

Franziska Pietsch, Maki Hayashida, Atilla Aldemir a Hila Karni (wotlěwa) při zhromadnym hudźenju. Fota: Maćij Bulank

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